WiWi Gast schrieb am 09.12.2019:
WiWi Gast schrieb am 08.12.2019:
WiWi Gast schrieb am 08.12.2019:
m.E. ist die FH-isierung das Problem hier. Es gibt doch mittlerweile Millionen von FHs die sich bunt irgendwelche Studiengänge ausdenken (siehe Vorposten: Marken und Recht). Da wird dann z.B. für BWL nur der spaßige Stuff zusammengeschmissen, Pricing Theory oder Lagrange multiplier werden dann raus gelassen und Makro ist ne Multiple Choice Prüfung, weil man ja "Supply Chain Management" studiert. Da spazieren dann BWLer mit 1.0 raus, die nichtmal wissen was eine Anleihe ist.
Den Gammel Bachelor kann man dann mit einem guten Master an einer Uni im In-oder Ausland reinwaschen.
Da überlegt sich der zukünftige Student dann nochmal neu, ob er sich nun an der Uni knechten lassen will. Da drückt dann wiederum auf die Qualität und Lehre an den Universitäten, da diese in Konkurrenz zu den FH´s um die Studieren stehen.
Persönlich finde ich nicht, dass man die Lehre (Irgendwas Kaufmann) zwangsläufig retten muss, allerdings verstehe ich nicht wie man als Staat eine hohe Akademiker Quote anstrebt aber auf der anderen Seite die eigene Industrie drangsaliert und bei Start-ups eine Bürokratie und Kultur hat, die schwerfälliger als Peter Altmaier ist.
Es ist doch letzten Endes eine Frage bzgl. Angebot und Nachfrage. Falls eine Nachfrage am Markt für solche interdisziplinäre Studiengänge besteht warum sollten FHs diese Studiengänge dann nicht anbieten und die Lücke füllen? Diese werden schließlich auch mittels Akkreditierung auf Qualität überprüft. Falls keine Nachfrage bestehen sollte bzw. das vermittelte Wissen nicht ausreicht, werden diese Studiengänge früher oder später automatisch aussortiert - spätestens auf dem Arbeitsmarkt wird es zeigen. Andererseits wenn später genauso gute Arbeit von den Studenten geleistet wird, zeigt es doch nur, dass diese ganze Theorie von der Uni in der Praxis nicht benötigt wird. Warum also unnötig schwerer machen als es ohnehin schon ist? Falls diese Studenten dann im In- oder Ausland den Master erfolgreich abschließen können, spricht es doch auch ehr für diese Studenten, da das vermittelte Wissen im Bachelor anscheinend doch ausgereicht hat für den Master.
Universitäten haben nun mal einen Forschungsschwerpunkt und sind nicht vordergründig praxisorientiert, was auch in Ordnung ist. Daher ist die Schwere zu rechtfertigen. Für die Praxis muss es dennoch nicht taugen. Der Bildungsauftrag ist nun mal eine andere. Wenn Unis wirklich mit FHs konkurrieren wollen müssen sie nun mal praxisnähere Studiengänge anbieten. Andererseits sind FHs dann nun mal effizienter.
Die These ist doch erst einmal falsch. Auf den FHs gab es früher weniger Studiengänge als auf der Uni. In der Regel nur BWL und WI. An manchen gab es dann noch denn etwas schwereren Studiengang Wirtschaftsrecht, was aber schon selten war.
Das aus 2 bis 3 Studiengänge plötzlich 15 wurden, ist ein Phänomen des Bachelor/Master-Systems und das passierte sowohl auf der Uni, als auch der FH. Ja, auch meine Uni, hat inzwischen 28(!) Studiengänge im Bereich BWL/VWL.
Den nächsten Punkt, dem ich widersprechen würde, ist deine Behauptung der Nachfrage. Die gibt es gar nicht. Der Bachelor war immer als Ersatz der dualen Ausbildung gedacht und das ist er jetzt auch. Die Unternehmen müssen die Stellen, die früher mit fertigen Azubis besetzt wurden und nicht wegen der Digitalisierung wegrationalsiert wurden, ganz einfach irgendwie besetzen. Azubis gibt es kaum mehr welche, weil alle studieren, also tritt der gewollte Effekt ein, dass man die Stellen ein wenig umbenennt, die Voraussetzungen von "abgeschlossene Berufsausbildung" auf "abgeschlossene Berufsausbildung oder/und Hochschulstudium" erweitert und im Prinzip die gleiche Tätigkeit für das gleiche Geld anbietet. Wer nur einen Bachelor anstrebt, muss das wissen und auch erwarten, egal ob FH oder Uni.
Der letzte Punkt auf den ich eingehen würde, ist deine Theorie der Forschung. Es mag mal so gewesen sein, dass es diese Praktiker/Theoretiker Unterteilung gab, aber heute sind beide Systeme verschulter als je zuvor und es gibt fast alles mund- und prüfunggerecht. Die paar Prozent, die dann in die Forschung gehen, sind irrelevant. Besonders in BWL. Was willl man da denn schon forschen? Macht man sich ja lächerlich in so einem Massenstudiengang.
Das Angebot von nur BWL oder WI kann ich so nicht bestätigen. Ich kenne genügend ehemals technische Studiengänge mit Abschluss Diplom(FH), wo teils spezialisiertes Wissen vermittelt wurden insbesondere mit Augenmerk auf die Automobilbranche und so auf Universitäten nicht gegeben haben. Ebenfalls gab es interdisziplinäre Studiengänge, die gewisse Nischen besetzt haben. Diese wurden zum großen Teil in Bachelor/Master umgewandelt. Wenn keine Nachfrage vorhanden gewesen wäre, würden diese längst nicht mehr existieren.
Dafür war das Studium an der Universität richtigerweise allgemeiner, anspruchsvoller und tiefgründiger. Jedoch, wie richtig erwähnt, ist heute die Zeit sowieso nicht mehr vorhanden wirklich tiefgründig sich reinzuarbeiten, da alles verschulter und knapper bemessen ist. Andererseits besteht die Frage was einen guten Betriebswirt ausmacht. Ich würde behaupten HöMa Wissen bzgl. der vollständigen Induktion, Reihen oder Lagrange macht noch lange keinen guten Betriebswirt aus. Dafür ist das praktische Wissen doch sicherlich sinnvoller. Nur ein kleiner Teil der Berufe benötigen wirklich dieses tiefgründige Wissen. Deshalb wäre es doch logischer Möglichkeiten zu bieten diese Qualifikationen nachholen zu können, falls Bedarf besteht, anstatt von vorneherein auszuschließen. Ich wage zu behaupten, dass die wenigsten Abiturienten wirklich wissen wohin sie wollen und viele sich noch umorientieren.
Ich denke wir reden aneinander vorbei. Es geht hier doch nicht um eine sinnvolle Spezialisierung und Diversifikation aus Diplomzeiten. Die gab es sowohl an der Uni als auch der FH, wobei an der FH natürlich sehr viel zielgerichterer und praxisrelevanter. Wir brauchen da auch keine Vergleiche, denn Deutschland hat mit dem System blendend funktioniert, oder?
Es geht hier darum, dass neue Studiengänge gezielt geschaffen wurden, um sie bewusst von "schwierigen" Prüfungen wie Mathematik, Steuern oder Recht zu "befreien". Um solche Dinge, dass aus Nebenfächern wie "Direktmarketing" oder "Marken und Kommunikation" ganz neue Studienfächer wurden, in denen eine 2-Wochen-Stunden-Vorlesung zum Studiengang aufgeblasen wurde. Diese Diversifikation in BWL ist sinnbefreit.
Am Ende wurde nicht nur das allgemeine Niveau in BWL & Co. kräftig gesenkt, sondern zahlreiche neue Studiengänge geschaffen, deren Ziel es ausschließlich ist, die Akademikerquote nach oben zu treiben.
Du schreibst völlig richtig, dass man viel Wissen aus den Diplomen, egal ob FH oder Uni, in der Praxis gar nicht braucht und, wem das Vordiplom aka Bachelor zu wenig ist, auch noch weitermachen kann, aber viele Studiengänge sind noch gar nicht lange auf dem Markt. Über ihre Akzeptanz existieren überhaupt keine relvanten Erfahrungen. Wir bilden aber Millionen in diese Richtung aus.
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